Archives: Juni 24, 2021

TEST!!!

Mit den Bergen im Rücken weiter in Richtung Norden

Die Nacht im Tipi habe ich weniger ruhig geschlafen als gedacht. Ich hatte erwartet, nach der Tour zu schlafen wie ein Stein. Naja, der Kaffee wird schon regeln. Und nach dem Frühstück geht´s auch direkt schon los. Ich lasse den Harz hinter mir und genieße die Kilometer in der Ebene. Meine Schenkel freun sich darüber weniger gequält zu werden wie in den vergangenen Tagen. Die Landschaft mit den Hügeln, über die die Felder wie eine Patch-Work-Decke liegen, zusammen mit der Sonne, die immer wieder durch die Wolken dringt, lassen mich in meinen Gedanken versinken.

Die Gegend wirkt mir vertraut. Ich war hier in der Gegend auch schon mal recht regelmäßig. Allerdings ist es einige Jahre her, dass ich hier zum letzten Mal gewesen bin. Eigentlich hatte ich es anders geplant. Trotzdem hab ich gestern Abend ziemlich spontan einen alten Freund angerufen. Ich konnte einfach nicht in der Nähe vorbei fahren ohne vorbei geschaut zu haben. Lange Rede kurzer Sinn: Er hat sich gefreut und ich bin auf dem Weg zu ihm. Auf meiner Route Richtung Braunschweig mache ich in einem kleinen Wäldchen Mittagspause, bevor ich die letzten Kilometer für heute in Angriff nehme.



Bei Dome angekommen, gibt es erst mal ein freudiges Wiedersehen. Er ist gerade dabei, „dem Norweger“ Material für dessen Camper-Van-Ausbau zu geben. Ja, er selbst hat sich bei mir vor vielen Jahren als „der Norweger“ vorgestellt. Dinge die man einfach akzeptiert. Dome und der Norweger fahren mit dem Transporter das Material zu unserem skandinavischen freund und ich freu mich riesig darüber, dass ich den T4 VW-Bus fahren darf, mit dem der Norweger zu Dome kam. Auf dem Rückweg geht Dome mit mir noch Brötchen für die Burger holen, die er vorbereitet hat. Auf den letzten Metern überholt uns Tomekk mit seinem Auto, der im selben Dorf wohnt. Spontan fahren wir hinterher und schon ist auch er sichtlich überrascht, mich wieder zusehen. Nach dem viel zu kurzen Wiedersehen zieht uns der Hunger zu Dome nach Hause. Wir genießen das leckere Essen und den schönen Abend. Zu erzählen haben wir uns nach der langen Zeit genug und Neuigkeiten gibt’s auch reichlich.



Leider kann ich nicht länger bleiben, da ich den nächsten Schritt schon gebucht habe. Dazu in ein paar Tagen mehr. Ich mache mich am nächsten Tag kurz nach Mittag auf den Weg. Bevor ich mich wieder auf mein Rad schwinge ergibt es sich, dass wir Marci noch besuchen. In kaum 24 Stunden hab ich so, auf spontane Art und ziemlich überraschend, einige alte Freunde wiedergesehen, was mich riesig gefreut hat.

Ich fahre weiter Richtung Norden, durch Wolfsburg und dann Richtung Osten. Immer wieder interessant, dass diese Stadt zu so großen Teilen von Volkswagen geprägt ist. Nachdem ich die Stadt hinter mir gelassen habe, suche ich nach einer Hütte. An einem kleinen Weg der von dem Feldweg abgeht werde ich fündig und richte mich in der offenen Hütte ein. Zum Schlafen ist sie nicht geeignet, aber für mich völlig ausreichend.

Erst im Nachhinein ist mir aufgefallen, dass ich fast keine Fotos gemacht habe. Weder von Freunden noch von Braunschweig. Aber Dome und die Burger haben es auf den Blog geschafft!


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Test #2

Die übliche Morgen-Routine und los!

Die übliche Morgen-Routine und los! Mein Weg führt mich erneut durch Wälder und Felder. Alles wie immer, aber irgendwie auch nicht. Obwohl ich immer wieder das gleiche, viel Land- und Forstwirtschaft sehe, ist es jedes Mal anders. Die Unterschiede sind so klein und subjektiv, dass ich sie absolut nicht benennen oder beschreiben könnte, aber übersehen kann man sie auch nicht.

Was man auch nicht übersehen kann, ist der Zustand der Straßen. Als Kind habe ich oft gehört, dass man den Osten Deutschlands an seinen schlechten Straßen erkennt und hab das als Klischee abgetan. Jetzt stelle ich fest, dass an diesem Vorurteil was dran ist. Nicht nur die Straßen verschlechtern sich, auch die Beschilderung der Fernradwege, die bisher akzeptabel bis dürftig war, fehlt jetzt komplett. Zur Krönung lande ich auf einem regionalen Radweg, der aus Sand besteht. Ein Radweg aus Sand! Ich frag mich, welches Genie das für ne gute Idee gehalten hat. Naja, flexibel bleiben und zurück auf die Bundesstraße.



Ich rolle durch viele kleine Dörfer. Die Landschaft ist weitläufig, saftig grün und die Rapsfelder strahlen kräftig gelb. Am Weg steht wieder einer der vielen Wachtürme. Direkt nebenan sind verschiedene Zäune und Mauern aufgebaut. Auf Schildern wird beschrieben, wie die das Band, das Deutschland und Europa geteilt hat, immer wieder verstärkt wurde. Aus einem simplen Holzzaun wurden erst Sperren aus mehreren Reihen Stacheldraht und dann Hohe Wände aus Beton oder speziellem Gitter. So wurde das künstliche Hindernis immer unüberwindbarer. Es ist immer wieder verrückt, die Spuren unserer jüngsten Geschichte zu sehen, die kaum greifbar scheint.



In der Nähe des Arendsees finde ich im Wald eine kleine Schutzhütte. In ihr stehen ein altes Sofa und ein alter Sessel. Beides sieht aus als würde es schon länger hier stehen und läd nicht gerade zum drauf sitzen ein. Mir egal: Ich hab genug Platz zum Schlafen und Kochen, ohne nass zu werden und ohne mein Zelt aufbauen zu müssen.


Neuer Tag neues Ziel:


Direkt nach meinem Start in den Tag fahre ich an traumhaften Blumenwiesen vorbei. Neben Feldern soweit das Auge reicht gibt es auch Weiden, auf denen Kühe gemütlich vor sich hin kauen. Das windige, leicht nieselige Wetter stört mich nicht sonderlich. Auf jeden Fall hält es mich nicht davon ab, den neugierigen Bewohnern der Weiden „Hallöchen“ zu sagen.



Bald führt mich meine Tour durch Schnackenburg wo ich die Elbe auf einer winzigen Fähre überquere. Ich und mein Fahrrad sind die einzigen Passagiere. Am anderen Ufer angekommen verläuft der Weg zwar auch entlang von Feldern, aber mehr und mehr durch kleine Wälder wo der Wind weniger zu spüren ist.



Für heute hab ich ein ziemlich fixes Ziel. Mirco und Alon haben sich gemeldet. Die beiden machen gerade einen Roadtrip mit meinem Auto, das ich Mirco in meiner Abwesenheit anvertraut habe. Der Plan ist, dass wir uns an einem See in der Nähe von Crivitz treffen. Mein Weg dorthin wird allerdings durch ein paar Kanäle ohne Brücke etwas länger als gedacht. Das war mir bei der Routenplanung auf der Karte nicht aufgefallen. Also ein Umweg zur nächsten Brücke, die leider einige Treppen hat. Hier wird mir wieder mal klar, wie verdammt schwer mein Fahrrad zusammen mit meinem ganzen Gepäck ist. Die Wälder, durch die ich Richtung See zum Treffpunkt fahre, sind schön und laden zum Träumen ein.



Dort angekommen suchen wir ein überdachtes Plätzchen, da das Wetter nicht so ganz mitspielt. Mit einem bisschen Improvisation und Geschick haben wir aus dem halb zerfallenen Unterschlupf schnell einen trockenen Wetterschutz gebaut. Den Abend verbringen wir damit, Wikinger-Schach zu spielen, zu essen und die Storys und Erlebnisse der letzten Tage zu erzählen. Ich genieße die Unterhaltung und die Gesellschaft der beiden sehr.



Neuer Tag neues Ziel:

Heute ist der letzte Tag, bevor es an den nächsten Abschnitt meiner Reise geht. Ich verabschiede mich von den Jungs und fahre voller Vorfreude Richtung Rostock.




Während ich in den letzten Tagen von Dorf zu Dorf gerollt bin, ist mir einiges aufgefallen: Zum einen, dass viele Häuser leer oder zum Verkauf stehen und zum anderen, dass es extreme Unterschiede gibt. Ich sehe Häuser, die halb zerfallen sind, teilweise bewohnt, teilweise verlassen. In den Einfahrten stehen schrottreife Autos, die kaum verkehrstauglich wirken. Wenige hundert Meter weiter stehen alte Häuser und Höfe, die aufwändig und offensichtlich mit viel Geld renoviert wurden. Sie sind fast alle umzäunt und in den Einfahrten stehen große und teure Autos die ein Vielfaches von dem kosten, was ich in einem Jahr verdiene. Die umgangssprachliche „Schere zwischen Arm und Reich“ ist hier so deutlich du sehen, dass es förmlich wehtut.

Bitte versteht mich nicht falsch! Es geht mir in keinster Weise darum, etwas oder jemanden schlecht zu reden. Was ich möchte, ist von den Eindrücken zu berichten die mich bewegen und zum Nachdenken anregen. Das hier gehört definitiv dazu.

Gegen Abend suche ich mir einen Unterstand. Er ist nicht perfekt, aber das muss er auch nicht sein. Es ist ausreichend Platz unter dem Dach, um im Trockenen zu kochen. Also was will man mehr?
Dazu kann ich nach dem Essen noch einen schönen Sonnenuntergang genießen und mich dann gemütlich in meinen Schlafsack kuscheln.


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